Vorträge
Donnerstag
Legal UND legitim – Anspruch und Wirklichkeit werteorientierter Führung
Irmgard Griss, Donnerstag um 19.00 Uhr
Die Finanzkrise hat den Ruf nach werteorientierter Führung wieder lauter werden lassen. Denn waren es nicht einseitige Profitorientierung, rücksichtsloses Gewinnstreben, die Gier nach immer Mehr, die dazu geführt haben, dass jedes Maß verloren ging, Banken zusammenbrachen und die Krise gleich einem Flächenbrand auch die Realwirtschaft erfasste? Mit all den nachteiligen Folgen für Arbeitsplätze, Staatsfinanzen und damit auch den Sozialstaat.
Kann eine an Werten orientierte Führung solchen Fehlentwicklungen vorbeugen? Und, wenn ja, welche Werte müssen es sein? Genügt es nicht, wenn sich Führungskräfte an Recht und Gesetz halten, wenn das, was sie tun, legal ist? Geht es zu weit, darüber hinaus zu fordern, dass es auch legitim sei? Denn legitim meint das Messen an Maßstäben, die über das rechtlich Gebotene hinausgehen.
Wenn sich aber Unternehmen freiwillig strengeren Regeln unterwerfen, kann sich das im Wettbewerb zu ihrem Nachteil auswirken. Kann sich daher Führung überhaupt an Werten orientieren, wenn sie erfolgreich sein will? Oder kann Führung gerade deshalb erfolgreich sein, weil sie sich an Werten orientiert? Fragen über Fragen; eine endgültige Antwort gibt es nicht, nur den Versuch einer Annäherung.
Freitag
Authentisch führen
Ulrich Hemel, Freitag um 9.00 Uhr
Authentische Führung ist ein Anspruch, der ins Konfliktfeld zwischen ökonomischen und ethischen Werten führen kann. Dazu kommt, dass „authentisch“ zwar die Assoziation des Ehrlichen und Unverstellten weckt, aber nicht immer frei von Ambivalenzen ist. So kann „authentisches Verhalten“ die Grenzen jeder Form von Höflichkeit sprengen.
Der Anspruch authentischer Führung im Kontext der Werteorientierung zielt auf die Vereinbarkeit von Sinnschöpfung und Wertschöpfung. Dann reicht die Proklamation von Werten freilich nicht aus: Sie müssen im Rahmen einer Philosophie der Anerkennung des anderen als Person in die Realität überführt werden.
Letztlich heißt das, dass Unternehmenswerte, Strategie und Unternehmenskultur zusammen hängen. Werte ohne Strategiebezug arten leicht in Leerfloskeln der Ankündigung oder gar in ethische Kampfrhetorik aus. Strategie ohne den Blick auf Unternehmenswerte und die gelebte Unternehmenskultur ist kaum umsetzbar, kann also wirkungslos werden.
Führungskräften kommt dabei eine große Aufgabe zu: Sie sind – auch in ihrer Fachlichkeit- Stimme der Unternehmensleitung ebenso wie Stimme der Mitarbeitenden. Sie sind gefragt in der Authentizität der Person wie in der Authentizität der Kommunikation und des Dialogs. Dabei brauchen sie die Fähigkeit zum Zuhören, zum Perspektivenwechsel und zum Umgang mit Angst.
Innere Bilder von Führung können dabei helfen oder auch behindern. Sie wirken sich am Ende aber nicht nur auf die gelebte Werteorientierung eines „authentisch“ geführten Unternehmens aus, sondern auch auf Faktoren wie Mitarbeitermotivation und Arbeitgeber-Attraktivität.
Im besten Fall zahlen authentisches Verhalten, zielgerichtete Kommunikation und glaubwürdige Professionalität auf eine Aufwärtsspirale des Vertrauens ein, die positiv zur Entwicklung des Unternehmens beiträgt und hilft, authentische Wertschöpfung mit Sinnschöpfung, ökonomischen Erfolg und Werteverantwortung zu verbinden!
Gottes Führung – ein Modell für Führungskräfte
Regina Polak, Freitag um 11.30 Uhr
Gott führt? Die Erinnerung an die Gewaltgeschichte des "christlichen" Europas kann einem diese Frage im Hals stecken lassen. Auch globale Ungerechtigkeit, Armut und Not der Gegenwart oder der islamistische Terror lassen zögern. Zugleich gehört die Führung Gottes durch Geschichte und Gegenwart zu den elementaren religiösen Grunderfahrungen der biblischen und kirchlichen Tradition. Diese Erfahrung ist eng verbunden mit dem "Reich Gottes", der zentralen biblischen Zusage und Verheißung (Vgl. Mk, 1,14; Mt 6,33). Dieses "Reich" beschreibt eine spirituelle, eine politische und auch eine ökonomische Wirklichkeit, in die Gott die Menschheit mithilfe seines Volkes führen möchte. Aber wie erkennt man Gottes Führung? Wie erkennt man Gottes Willen? Das sind heikle Fragen. Die Vortragende denkt darüber nach, wie man heute verantwortet von Gottes Führung sprechen kann.
Christlichen Führungskräften kommen in diesem Zusammenhang besondere Chancen und Herausforderungen zu. Wie können sie - als Personen für ihr Leben und in ihrer beruflichen Verantwortung - Gottes Führung erkennen? Was können Sie vom "Führungsstil" Gottes lernen? Worin besteht ihr spezifischer Auftrag? Welchen Trost birgt die Hoffnung auf Gottes Führung? Die Referentin skizziert einige Pinselstriche zu diesen schwierigen Fragen.
Samstag
Bluff! - Scheinwelten und das wahre Leben.
Manfred Lütz, Samstag um 9.00 Uhr
Oder: Wozu sind wir da?
Arbeit, Familie, Freunde, Engagement, Freizeit: Wir leben in verschiedenen Welten. In der einen oder anderen machen wir uns etwas vor, spielen Rollen. Die wahre Freiheit liegt darin, sich selber treu zu sein – ohne zu bluffen. Unsere Gesellschaft aber ist durch unterschiedlichste Scheinwelten geprägt. Die Wissenschaftswelt, die Psychowelt, die Medienwelt, die Finanzwelt, das sind außerordentlich nützliche Welten, und wir können gar nicht vermeiden in ihnen zu leben. Falsch werden diese Welten erst dann, wenn sie uns glauben machen, die wirkliche Welt zu sein, gegenüber der unser eigenes Leben nebensächlich oder gar irreal erscheint. Wir lieben oft diese Fälschungen, weil sie Bequemlichkeit versprechen. Hat es aber nicht etwas Dramatisches, wenn wir große Teile unseres Lebens in künstlichen Welten verbringen und unser eigentliches Leben, unser existenzielles Leben, verpassen? Manfred Lütz möchte ermutigen, das eigentliche, unwiederholbare Leben wirklich zu leben. Dazu gehören vor allem die existenziellen Erfahrungen vom Sinn des Lebens, von Gut und Böse und wirklicher Liebe.